Der Alltag

Hallo Thomas,

Du hast bestimmt schon bemerkt dass ich nicht der selbe Strahlemann bin wie du normalerweise von mir gewohnt bist.

Ich weiß nicht ob du die Lucy mit ihrem Mann noch an deinem Haus vorbeikommen sehen hast in den letzten zwei Wochen, aber wenn das so ist dann hast du sicher bemerkt dass sie jetzt einen Buckel hat – der Brustkrebs hat sich schon ausgebreitet. Na ja, das Geschwür hatte sich bestimmt schon ausgebreitet vor Anfang der Chemotherapie.
Die Seuche scheint jetzt mehr oder weniger unter Kontrolle zu sein. Aber die Behandlung wird für den Rest ihres Lebens weitergeführt werden, nur um weitere Metastase zu verhindern.
Zum Glück ist sie unheimlich zäh – optimistisch und voller Lebensfreude. Ich finde es kaum zu glauben. Aber ich bin ein Schwarzmaler, wie du weißt.
Gestern sind sie wieder vom Flughafen in Faro nach Hause geflogen.
Maria schlägt sich den Umstanden entsprechend gut. C´est la vie!
Sie hat bald Geburtstag. Deshalb gehen wir auf ein Konzert von André Rieu, in Lissabon. 

Hab ich dir schon gesagt wie sie mir das kaputte Knie vermasselt haben?
Als ich vor zwei Jahren in die Notfallabteilung des Krankenhauses in Beja gebracht wurde, habe ich sofort gesagt ich habe mir etwas gerissen – einen Muskel oder ein Knieband. Nein, nein, beruhigten sie mich, da war nichts los – ich musste es für ein paar Wochen ruhig angehen lassen und die Schwellung mit Eis versuchen zu reduzieren.
Na, vor fünf Monaten haben die mir ein neues Knie angemessen, weil das alte durch Arthrose total ruiniert sei. Vor einigen Wochen beim Kontrollbesuch hat der Chirurg mir gesagt dass bei der Operation schon(!) festgestellt wurde dass es überhaupt kein Knieband mehr gab.
Danke schön!
Gestern meldeten die Nachrichten, es sterben jährlich etwa 3.000 Menschen in Portugal wegen Behandlungsfehlern. Also, ich habe Glück gehabt.
C´est la vie, wie ich schon sagte, a vida são dois dias (e um já passou)!

Mach ´s gut!

Tschüss,
Jaap

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